Kathrin Dahl,
Bestattungsberaterin
„Bis zum Jahr 2004 hatte ich mit dem Thema Bestattung gar nichts zu tun. Dann habe ich meinen Sohn zum Geburtstermin verloren, eine einschneidende Erfahrung. Mir wurde schnell klar, dass ich Eltern in ähnlicher Situation helfen möchte, und so wurde ich Gründungsmitglied des Sternenkinder Dresden e. V. Zweimal im Jahr organisieren wir Sammelbestattungen für Kinder, die nicht durch die Eltern bestattungspflichtig sind.
Es ist immer noch ein Tabu im Tabu, aber es dringt immer mehr ins Bewusstsein der Menschen. Es wird mittlerweile respektiert, dass auch die Trauer um sehr kleine Kinder sehr groß sein kann.
Berührungsängste habe ich nicht. Die Erfahrung mit dem eigenen Verlust hilft mir heute dabei, mich als Bestattungsberaterin in das Schicksal Trauernder einzufühlen. Wenn Eltern verstorbener Kinder zu uns kommen, weiß ich, wie sie sich fühlen, was sie für Sorgen und Ängste haben.
Mir ist dann eins besonders wichtig: Dass die Menschen ihrem eigenen Bauchgefühl trauen dürfen. Wenn sie sich unsicher sind, ob sie ihr Kind noch einmal sehen wollen, sage ich ihnen, dass sie keine Angst haben müssen. Die Dinge, die man nicht tut, arbeiten später in einem.
Jeder Fall ist eine neue Herausforderung, denn ich weiß nie, wer mir gegenübersitzt, was auf mich zukommt, in welchem emotionalen Zustand ich die Trauernden vorfinde. Doch ich weiß: Meine Arbeit macht diesen Moment vielleicht ein klein wenig besser, stimmiger. Ich ermögliche den Menschen den Abschied, den sie brauchen und den Freiraum, trauern zu dürfen.
Es kommt so viel von ihnen zurück, so viel Dankbarkeit oder eine Karte: ‚Wir haben jetzt ein Folgebaby bekommen.‘
Dafür liebe ich meinen Job.“
Remo Schulz,
Bestatter im gewerblichen Bereich
„Mir ist der Austausch über den Tod sehr wichtig, und wenn ich Vorträge über Verstorbenenversorgung halte oder Quereinsteiger-Gruppen bei uns im Hause habe, frage ich oft: ‚Wie stellen Sie sich einen Bestatter vor?‘
Häufig kommt die Antwort: ‚Älterer Herr mit Hut, der rauchend in der Ecke steht.‘
Ich freue mich dann immer, diesen Menschen ein zeitgemäßeres Bild zu liefern. Unser Team bei ANTEA Bestattungen ist innovativ und offen. Uns ist es wichtig, dass wir Transparenz schaffen in unserem Beruf, dass wir Menschen die Möglichkeit geben, selbst aktiv zu werden und ihren Abschied zu gestalten.
Für mich geht das nur über Wissen, und dieses Wissen vermittle ich gern – zum Beispiel im Rahmen unserer ‚Palliative Care‘-Kurse in unseren Räumlichkeiten oder innerhalb der Angebote der Carus Akademie oder der Akademie für Palliativmedizin und Hospizarbeit des St. Joseph Stifts. Da kommen dann beispielsweise interessierte Menschen aus der Medizin, und wir helfen ihnen dabei, Berührungsängste abzubauen.
Das ist ein großer Teil unseres Jobs als Bestatter – die Menschen zu ermutigen, sich mit dem Tod zu beschäftigen, sich einzubringen, statt die Dinge passieren zu lassen.
Es kann ein wichtiger Teil der Trauerarbeit sein, zum Beispiel selbst bei der Einbettung dabei zu sein, vielleicht noch etwas Persönliches in den Sarg zu legen.
Wir machen das gerne möglich für die Trauernden. Bei uns gibt es keine Geheimnisse. Wir möchten offen mit dem Thema Tod und Bestattung umgehen und ein Partner in schweren Lebenslagen sein – damit jeder Mensch sich so verabschieden kann, wie es für ihn passt.“
Grafiken: Ahorn Gruppe, Jana Pelenus